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Acht Impressionismus Ausstellungen
1874 - 1886

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Barbizon

Wald von Fontainebleau

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Jean-François Millet

 
 

Vielfach wird von der "Schule von Barbizon" gesprochen, doch das ist eher irreführend. Die Künstler, die damit zusammengefasst werden, waren nie eine in sich geschlossene Gruppe noch eine Malschule, vielleicht wäre die Bezeichnung Künstlerkolonie deshalb besser. Einige der Gruppe Zugeschriebenen ließen sich für lange Zeit in Barbizon oder in der Umgebung nieder, andere logierten nur zeitweise oder sporadisch im Sommer dort.

Es ist auch festzuhalten, dass es sich um keine Gruppe mit festem künstlerischen oder theoretischen Programm handelt. Es gibt keine gemeinsamen Abhandlungen über Kunst, dafür wären sie auch zu unterschiedlich in ihren künstlerischen Auffassungen gewesen.

Es war aber eine der ersten Gruppen von französischen Künstlern, die sich frei machten von der starren akademischen Tradition, der damals mächtigen offiziellen Akademien: eine gemeinsame Abkehr vom akademischen Klassizismus in der Thematik Landschaft, jedoch nicht so in Technik oder Stil. Es waren mehr künstlerische Individualisten, die neue Wege suchten und um neue Bildinhalte kämpften.

 
 


Théodore Etienne Pierre Rousseau

* 15. April 1812 in Paris; † 22. Dezember 1867 in Barbizon


Foto von Nadar



Le pêcheur, tôt le matin - Le Grand Refusé
ca. 1865 - 99 x 134 cm - Öl auf Leinwand
Norton Simon Museum of Art, Pasadena >



La mare: ciel orageux
ca. 1865-67 - 22,6 x 31,2 cm - Öl auf Holz
Musee d'Orsay, Paris >




Printemps
vor 1865 - 42 x 54 cm - Öl auf Leinwand
Art Institut of Chicago >





Vue du Plateau de Bellecroix
1849 - 20,5 × 13,8 cm - Radierung

 
 

Zu der Gruppe der Maler von Barbizon werden insbesondere gezählt:
Theodore Rousseau
(er wird als Begründer der "Paysage intime" gesehen und war einer der ersten Freilichtmaler. In seinen präzisen Darstellungen der Landschaft ist Rousseau bemüht, ihre Stimmung einzufangen und realistisch wiederzugeben)
Charles-François Daubigny
(mit harmonisch leichteren Werken, die versuchen, viel spontanes und unmittelbares Landschafts-Erleben zu zeigen),
Constant Troyon
(entwickelte eine Meisterschaft in der Darstellung von Tieren in der Landschaft)
Narzisse Diaz De La Peña
(malte viele Landschaftsbilder aus Fontainebleau, die er mit Figuren schmückte)
und Jules Dupré
(neben Rousseau der Hauptvertreter der Paysage Intime, eine Landschaft in seiner eigenen Stimmung in Farbe und Licht zu schildern.)

Dazu werden noch einige andere Maler gezählt, wie Charles Emile Jacque oder Alexandre-Gabriel Decamps u.a. Im weitesten Sinne, je nach Betrachtungsweise, sind mit den vorstehenden auch Jean-François Millet, Camille Corot und Gustave Courbet verbunden, denn sie waren gelegentlich ebenfalls in Barbizon und haben mit den anderen zusammen gearbeitet und diskutiert.

 
 

Charles-François Daubigny

* 15. Februar 1817 in Paris; † 19. Februar 1878 in Paris



Orchard
1865/69 - 55 x 107 cm - Öl auf Leinwand
Rijksmuseum Amsterdam >


Paysage avec un flux ensoleillé
ca. 1877 - 64 x 48 cm - Öl auf Leinwand
Metropolitan Museum of Art, New York >





Les Péniches
1865 - 38 x 67 cm - Öl auf Holz
Louvre Paris >





Le Gué
1865 - 33,7 × 25,2 cm - Radierung und Kaltnadelradierung

 
 

Sie hatten jeder für sich ihre Vorbilder, beispielsweise in der holländischen Malerei, wie die von Jacob van Ruisdael, oder in den englischen Malern John Constable, William Turner und Richard Parkes Bonington. Interessant auch die intensive Kenntnis und große Bewunderung der Maler von Barbizon für die zu der Zeit in Europa auftauchende japanische Malerei von Hiroshige oder Hokusai.

Die Maler von Barbizon strebten danach, in der Freilichtmalerei dem wahren Charakter einer Landschaft nachzuspüren, alles genau zu studieren und – vor den Impressionisten noch – auch das Licht des jeweiligen Augenblicks einzufangen! Aber es nicht zu einem Hauptthema zu machen, wie Monet oder andere. Man muss sie jedoch als Vorläufer der Impressionisten ansehen, auch wenn sie sich noch deutlich unterscheiden in ihren künstlerischen Auffassungen von denen ihrer 'berühmteren' Nachfolger.

Plein-air-Malerei war damals aus akademischer Sicht ganz klar als Übungsarbeit, als vorbereitende Studie definiert für die im Atelier dann zu komponierenden großen Gemälde der Ideallandschaft.
Im Gegensatz dazu setzten die jungen Maler mit ihrer Arbeit den emotional empfundenen intimen Naturausschnitt entgegen in der neuen Sicht der 'Paysage intime'.

Die Ölmalerei war ja auch aus technischen Gründen noch in den ersten Jahren des Jahrhunderts meist auf das Atelier beschränkt, weil der Transport und die Lagerung wie auch die Handhabung der Farben im Freien sich sehr schwierig gestaltete. 1841 wurden erstmals die Farben in Tuben produziert, was die Arbeit im Freien sehr erleichterte und damit auch eine Neuerung der künstlerischen Arbeit einläutete und die Freiluftmalerei veränderte. Erfinder dieser Tubenfarben war der Amerikaner John Rand, der sich als Maler über eingetrocknete Ölfarben ärgerte und deshalb ein Patent für Tuben anmeldete. Die Firma Winsor & Newton, London übernahm noch im gleichen Jahr 1841 die Methode und produzierte Farben in Tuben.

 
 



 
 

Jules Dupré

* 5. April 1811 in Nantes; † 6. Oktober 1889 in L'Isle-Adam





Fontainebleau chênes
ca. 1840 - 81 x 99 cm - Öl auf Leinwand
Minneapolis Institute of Art >



Sur la route
1856 - 39 x 50 cm - Öl auf Leinwand
Art Institute of Chicago >





Les bords de Somme
1836 - 21,3 × 13,8 cm - Lithographie

 
 

So unterschiedlich die Künstler alle waren, die in Barbizon arbeiteten, so haben sie die moderne Malerei doch erheblich beeinflusst und den Weg vorbereitet, als sie mit den festgefahrenen erkalteten Traditionen der Akademien brachen und der Kunst ein neues Leben einhauchten. Es waren Landschaften und Situationen aus der Zeit, keine Ideallandschaften mehr wie bisher. Die Impressionisten entwickelten die Ideen weiter... alles fließt!

 
 

Constant Troyon


* 28. August 1810 in Sévres bei Paris; † 21. Februar 1865 in Paris



Le Pâturage à la gardeuse d'oies
1854 - 80 x 117 cm - Öl auf Leinwand
Musée d'Orsay, Paris >



Récolte de pommes en Normandie
ca. 1835-65 - 61 x 81 cm - Öl auf Leinwand
Worchester Art Museum >





Vaches dans un paysage
ca. 1840/50 - 19,8 x 28,9 cm - Schwarze, weiße und rote Kreide, auf blaugrünem Papier



Narcisse Diaz De La Peña

* 20. August 1807 in Bordeaux; † 18. November 1876 in Menton




Le Matin, forêt de Fontainebleau, sous-bois
1867 - 72 x 93 cm - Öl auf Leinwand
Musée des Beaux-Arts, Bordeaux >


Marche de Vallée
1872 - 58 x 74 cm - Öl auf Holz
Cincinnati Art Museum >




Dégagement forestier
1856/76 - 15,3 x 21,5 cm - Graphit und Buntstift auf festem Velin


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Jean-François Millet

* 4. Oktober 1814 im Weiler Gruchy bei Gréville-Hague;
† 20. Januar 1875 in Barbizon

 
 

Jean-François Millet, geboren in der Normandie, wird zwar immer genannt zusammen mit den Künstlern wie Rousseau, Dupré oder Daubigny. Doch lag das mehr daran, dass er ab 1849 mit seiner Familie mehrere Jahre in Barbizon lebte. Seine Absichten in der Kunst waren aber zunächst ganz andere als die seiner dortigen Kollegen.

 
 

Œdipe enlevé de l'arbre
1847 - 136 x 78 cm - Öl auf Leinwand
National Gallery of Canada, Ottawa >


L'offrande à Pan
1845 - 52 x 29 cm - Öl auf Leinwand
Musée Fabre, Montepellier >

 
 

Anfangs malte er Portraits und mythologische Szenen, wie sie damals beliebt waren. Danach widmete er sich dem bäuerlichen Leben. Das Bild 'un Vanneur' galt als Sensation auf dem Pariser Salon und brachte ihm den Ruf eines Revolutionärs ein, eine Zuordnung, die ihm selbst so gar nicht gefiel.

 
 


Un vanneur
(eine von mehreren Varianten)
ca. 1847/48 - 101 x 71 cm - Öl auf Leinwand
National Gallery, London >

 
 

Wie dieses Motiv malte er auch eines seiner bekanntesten Bilder, die Kornleserinnen, mehrmals, die Version von 1853 weist leichte impressionistische Züge auf.

 
 


L’Eté, les glaneuses
1853 - 38 x 29,5 cm - Öl auf Leinwand
Kunstmuseum der Präfektur Yamanashi, Kofu




Des glaneuses
ca. 1857 - 19 x 25 cm - Radierung


Des glaneuses
1857 - 83 x 110 cm - Öl auf Leinwand
Musée d'Orsay, Paris >


l'Angélus
1857/59 - 55 x 66 cm - Öl auf Leinwand
Musée d'Orsay, Paris >


 
 

Erst später, so ab 1863 wandte er sich ausschließlich der für die Maler aus Barbizon typischen Landschaftsmalerei zu, die ihn aufgrund der Behandlung des Lichts in den Bildern in die Nähe der Symbolisten führt. Es entstanden sehr viele Pastellzeichnungen, die leider nicht oft zu sehen sind. In dieser Zeit wurde er mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet.

 
 


Le Briquet
ca. 1866 - - Pastell und schwarze Kreide auf gelblichem Papier
The Armand Hammer Collection, Hammer Museum, Los Angeles >


Le semeur
ca. 1865 - 43 x 53 cm - Pastell und Buntstift auf Papier
Walters Art Museum, Baltimore >


Les scieurs de bois
1850/52 - 57 x 81 cm - Öl auf Leinwand
Victoria & Albert Museum, London >

Hier noch eine wunderbare Radierung von Jean-François Millet: "Die Schäferin", entstanden 1862.

La Grande Bergère
1862 - 32 x 24 cm - Radierung in brauner Tinte auf Bütten
Brooklyn Museum, New York



 
 

Man muss sich dabei vergegenwärtigen, dass das zeitgenössische Publikum bei diesem Blatt die "Freiheit der Ausführung" als höchst befremdend, teilweise schockierend empfand. Das kann man wohl heute nicht mehr so ganz nachvollziehen...

Nebenbei: Max Liebermann schätzte die Maler von Barbizon sehr und besuchte 1874 Millet noch kurz vor dessen Tod im Jahre 1875.

 
 


 
 

Ingres / Delacroix
Englische Maler
Deutsche Maler
Barbizon
Camille Corot


Gustave Courbet
Japonismus
McNeill-Whistler / Präraffaeliten
Boudin / Jongkind

 
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